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E-Biken – Radfahren neu definiert

E-Biken boomt. Mit einem E-Bike-Marktanteil von ca. 40 Prozent gehört Österreich zu den Spitzenreitern in Europa. Welche Vor- und Nachteile sind mit dem E-Biken verbunden?

Text: Ole Kliem, Sportfotograf und Autor

 

Sowohl E-Bikes als auch „normale“ Fahrräder bringen Mobilitätsvorteile mit sich, die für viele attraktiv sind. Die körperliche Belastung beim E-Biken wird allerdings um ein Vielfaches reduziert. Für viele RadlerInnen ist die körperliche Anstrengung gerade das Reizvolle am Radfahren. Es gibt jedoch auch Personengruppen wie Ältere oder jene, die gesundheitlich eingeschränkt sind. Dank des E-Motors kommen auch diese Personen wieder in den Genuss, die Vorzüge des Radfahrens zu genießen. Mag. Peter Gebetsberger, Leiter der Abteilung Sportmanagement der Naturfreunde Österreich: „Ich denke, dass jeder Schritt weg vom Auto und hin zur Natur und Bewegung grundsätzlich positiv zu bewerten ist. Und der Uphill-Flow – also das erlebnisreiche Bergaufradeln, ohne sich allzu sehr zu verausgaben – macht halt einfach unglaublich viel Spaß.“

 

Faires Miteinander

Ein heißes Thema ist das faire Miteinander zwischen Radfahrerinnen bzw. Radfahrern, Wandernden und anderen Erholungsuchenden. Die Naturfreunde plädieren mit Nachdruck für eine gegenseitige Rücksichtnahme und die Einhaltung der üblichen Fair-Play-Regeln. Für die (E-)Bike-Community bedeutet das, die Geschwindigkeit stets an die jeweilige Situation anzupassen. Die Bremsbereitschaft muss ständig gegeben sein. Das größere Gewicht der E-Bikes erhöht allerdings die benötigte Bremskraft und verlängert den Bremsweg.

 

 

Auswirkungen von E-Bikes auf die Natur

Starten wir mit den Akkus. Einer der wichtigsten Rohstoffe für Akkus ist Lithium. Ein Rohstoff, der entweder in Bergwerken abgebaut oder aus Salzseen und Salzebenen gewonnen wird. Die Lithiumförderung etwa in Südamerika hinterlässt gravierende Spuren. Indigene Völker, beispielsweise in Argentinien, fühlen sich dadurch in ihrer Existenz bedroht.

 

Hinzu kommt die Entsorgung der Akkus. Die Lebensdauer eines Lithium-Ionen-Akkus ist durch eine maximale Anzahl von Ladezyklen begrenzt. Ausgediente Lithium-Akkus sind Problemstoffe, die in einer entsprechenden Sammelstelle abzugeben sind; die Akkus sind bis zu 75 Prozent recycelbar.

Ein weiterer Aspekt ist, dass Akkus mit Strom geladen werden müssen, der erst einmal produziert werden muss. Im Optimalfall nutzen wir dafür Strom aus regenerativen Energiequellen. Im schlimmsten Fall hingegen wird ein Dieselaggregat auf einer entlegenen Almhütte per Hubschrauber mit Kraftstoff versorgt, damit E-Bikes geladen werden können. Solche umweltschädlichen Szenarien unterstützen die Naturfreunde nicht.

 

Dazu kommt, dass mit dem E-Bike mehr Menschen dazu in der Lage sind, auch in höher liegende sensible Bereiche der Natur zu gelangen. Damit steigt der Nutzungsdruck auf die alpinen Ökosysteme massiv.

 

Vorzüge des E-Bikens

Es gibt aber auch einige gute Gründe für den Einsatz von E-Bikes. PendlerInnen können beispielsweise auf das Autos verzichten und per E-Bike bequem und nicht verschwitzt zur Arbeit fahren. Erholungsuchende können kurze Strecken, die meist mit dem Auto zurückgelegt werden, per E-Bike bewältigen, zum Beispiel um zum Ausgangspunkt einer Wander- oder Klettertour zu gelangen.

Die größten Vorteile, findet Peter Gebetsberger, sind der Ausgleich in inhomogenen Rad-Gruppen sowie die gezielte Steuerung der Belastung bei Reha- und Gesundheitsmaßnahmen. E-Bikes schaffen Chancengleichheit. Sie bringen Personen zusammen, die zuvor ob ihres Alters, ihrer Kondition oder gesundheitlicher Einschränkungen nicht miteinander Rad fahren konnten. Verschiedene Generationen mit unterschiedlichen Fitnessniveaus können nun mittels E-Bikes gemeinsam Touren unternehmen.

Bei Gesundheitsproblemen und Rehamaßnahmen erleichtern E-Bikes die gezielte Belastungskontrolle, wodurch Belastungsspitzen – also zu hohe Pulsbereiche, die für den untrainierten Körper eher gesundheitsschädlich sind – vermieden werden können. Wenn eine Patientin oder ein Patient zum Beispiel eine Stunde lang Rad fahren soll, aber lediglich 15 Minuten auf einem normalen Fahrrad schafft, kann man dies mit einem E-Bike über die Wahl der Unterstützungsstufen präzise steuern. Das gilt natürlich auch für trainierte BikerInnen: Je genauer man die Belastung dosieren kann, desto besser sind die Trainingserfolge.

 

 

Anderes Fahrverhalten nötig

Mit einem E-Bike können viele Menschen längere Strecken als mit einem herkömmlichen Rad zurücklegen. Wird der Akku leer oder unterschätzt man den Rückweg, kann man jedoch in problematische Situationen kommen, wenn man nicht die Kraft und Erfahrung hat, Belastungen über längere Zeit auszuhalten. Wegen des höheren Gewichts braucht man bei einem E-Bike auch mehr Bremskraft, um das Rad zum Stehen zu bringen. Der Besuch eines Fahrtechnikkurses der Naturfreunde, in dem der richtige Umgang mit dem E-Bike gezeigt wird, ist daher sehr empfehlenswert.

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